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Manfred Adler

Die Freimaurer und der Vatikan

S. 44: "Licio Gelli, genannt >Il Burattinaio< (Der Mann, der die Puppen tanzen läßt), ist am 21. April 1919 in der mittelitalienischen Pistoia geboren. Sein formeller Bildungsweg war bereits mit 15 Jahren beendet. Damals wurde er nämlich von der Schule verwiesen. Mit 17 Jahren fiel er als radikaler Antikommunist auf und kämpfte mit seinem Bruder in der italienischen Schwarzhemden-Division auf seiten Francos in Spanien. Im Zweiten Weltkrieg war er anfangs in Albanien, später ging er zur Waffen-SS, wo er es bis zum Obersturmführer brachte. ...

          Gegen Ende des Krieges, als für die Achsenmächte jede Aussicht auf einen Sieg dahingeschwunden war, begann der Kommunistenhasser Gelli auch mit kommunistischen Partisanen zusammenzuarbeiten. ...      Nach dem Krieg rettete sich Gelli das Leben, indem er versprach, auch in Zukunft Spionagedienste für die Kommunisten leisten zu wollen. Damals organisierte er auch einen sog. >Rattenpfad< für untergetauchte Nazis, die nach Südamerika fliehen wollten. Als Gebühr kassierte er 40 Prozent ihrer Barschaft. Unter den Männern, denen Gelli zur Flucht verhalf, war auch ein gewisser Klaus Barbie. Das Honorar, das Barbie an Gelli zu entrichten hatte, zahlte allerdings nicht er selbst, sondern das sog. >Counter Intelligence Corps< der US-Armee, für das Barbie bis 1951 als Informant tätig war.

          Während Gelli für den Geheimdienst der USA und für andere Stellen arbeitete, spionierte er gleichzeitig auch bis zum Jahr 1956 für die Kommunisten. Im Jahr 1954 ging er nach Südamerika, ließ sich in Argentinien nieder und schloß sich dort den extremen Rechten an. Er gewann Peron zum Freund und wurde dessen Berater. ...

          Im November 1963 war Gelli Freimaurer geworden und einer traditionellen Loge beigetreten, ... Giordano Gamberini, der Großmeister des italienischen Großorients, erkannte sehr bald das ungeheure Talent, das in Gelli steckte, und drängte diesen, einen Kreis einflußreicher Männer um sich zu sammeln, die den Anliegen der legalen Freimaurerei förderlich sein konnten. Gelli ließ sich das nicht zweimal sagen. So kam er zur Geheimen Freimaurerloge Propaganda Due-P2 und wurde deren Großmeister.

          Gelli weihte hochrangige Militärs, Geheimdienstchefs, Politiker, Polizisten, Journalisten, Fersehgewaltige, Industrielle, Bankiers und andere in diese >Geheimloge< ein.

          Bei der Anwerbung seiner Logenmitglieder bediente sich Großmeister Gelli entweder der Methode der Überredung oder der Erpressung. ...

          Hier ist der >esoterische< Kardinal Paolo Bertoli ein guter Duz-Freund des Atheisten Gelli. Ein anderer Freund Gellis ist Umberto Ortolani. Er brachte es fertig, daß dem Nichtkatholiken Gelli sogar die unglaubliche Ehre zuteil wurde, in den Malteserorden und unter die Ritter vom Heiligen Grab aufgenommen zu werden. ...(S.44f)"

          S. 49: "Damit gibt Großmeister Corona also zu, daß die P2 von jeher eine exklusive politische Freimaurerloge gewesen ist, da. h. eine Sonderloge, in der sich freimaurerische Politiker von hohem Rang zusammengefunden haben. ...

          Aber immerhin hat die Abgeordnete der Democracia Cristiana und ehemalige Ministerin Tina Anselmi, die Anfang 1982 als Präsidentin des genannten Untersuchungsausschusses mit der >Aufklärung< des P2-Skandals beauftragt worden war, bezüglich der Hintermänner Gellis einige bemerkenswerte Andeutungen gemacht. In einem Interview mit dem >Spiegel< (Nr. 34/1984) vom 20.8.1984 sagte sie über die Rolle Gellis und der P2: 'Wir haben in unserrem Untersuchungsbericht en détail nachgewiesen, daß Licio Gelli in de P2 nur den Rang eines tüchtigen Generaldirektors einnahm. Der Erfinder des politischen Konzepts war er nicht.' Auf die heikle Frage des >Spiegels<: 'Wer war es denn?', antwortete sie: 'Gelli und die Loge Propaganda 2 waren ein Instrument in den Händen von Geheimdienstfraktionen. Sie arbeiteten mit einer gewissen Selbständigkeit, und ich kann Ihnen versichern, nicht nur italienische Dienste steckten hinter der Loge.' ... Freilich ist mit diesen vagen Hinweis die entscheidende Frage, wer die erwähnten >Geheimdienstfraktionen< beherrscht und steuert, nicht beantwortet. (S.49f)"

          S. 55: "Die Avangardisten, die nach dem Ersten Weltkrieg den Dialog zwischen Kirche und >Gegenkirche< auf den Weg brachten, waren die Freimaurer Prof. Dr. erich Bischof, Dr. Kurt Reichl, Eugen Lennhoff und Ossian Lang. Ihr katholischer Dialogpartner war der Jesuit P. Hermann Gruber, der nach dem >Internationen Freimaurerlexikon< damals als 'autoritativster Gegner der Freimaurerei im militanten katholischen Lager (Sp. 643)' galt und durch seine rund 'siebzig teilweise sehr umfänglichen antimaurerischen Schriften' zur 'maßgebenden Quelle für die gesamte zeitgenössische Kampfliteratur gegen den Freimaurerbund' geworden war. ... (S.55)"

          S. 57: "Das Jahrhundertereignis von Aachen wurde natürlich von der Presse gebührend vorbereitet. Schon vor der am 22. Juni 1928 erstmalig stattfindenden Vorbesprechungen der Freimaurer in Aachen hatten die Zeitungen von einer zunehmenden >Verständigung< zwischen Kirche und Loge berichtet. ... (57)


          S. 59: In Punkt 4 heißt es: Die Gesellschaft Jesu ist sich durch ihre anerkannte Autorität in Freimaurersachen, Pater Hermann Gruber, darüber im klaren, daß sich die Kurie in den verschiedenen Staaten praktisch-politisch verschiedentlich gearteten Freimaurereien gegenüber befindet, ... (S.59)"

          S. 60: "Punkt 5 lautet: Das Anathema gegen die >Königliche Kunst< wird vorderhand nicht aufgehoben, doch erklärt sich die Gesellschaft Jesu durch maßgebende Persönlichkeiten ihres Ordens, vor allem durch Pater Hermann Gruber als historische Autorität, durch Pater Friedrich Muckermann als publizistischen Aktivisten bereit, dafür Sorge zu tragen, daß die Freimaurerei in immer weiteren katholischen Kreisen als sittliche Ordnungsmacht, nur von einem anderen Ethos als das Christentum getragen, anerkannt wird. Die Verständigung zwischen dem Orden der Jesuiten und dem der Freimaurerei vollzieht sich auf Grund der Erkenntnis, daß ein Zusammenschluß aller sich auf ein höheres Prinzip beziehenden moralischen Mächte gegen die bolschewistische Weltgefahr eine Notwendigkeit ist, um Europa vor der asiatischen Invasion möglichst zu beschützen. Dementsprechend erklären beide Parteien, in allen weltanschaulichen und kulturellen, publizistischen und politischen Maßnahmen auf dieses Ziel hin einigzugehen. ... (S.60)

          S. 61: "In Punkt 8 verpflichten sich die Vertreter der Loge, bei den verschiedenen maurerischen Großmächten und vor allem bei deren überstaatlichen Organisationen dahin zu wirken, daß die Freimaurerei aufhöre, überall dort durch ihre Exponenten oder Mittelsmänner zu stehen, wo es gilt, mit Propaganda oder Publizistik, Vereinigungen oder Kongressen, Erziehungsfragen, Mutterschaftszwang, Ehegesetzgebung, Freimaurerbestattung, Freidenkertum, Monismus usw. im absolut antikatholischen bzw. antichristlichen Sinne zu arbeiten. Als Gegenleistung erklärt sich die Gesellschaft Jesu durch Pater Hermann Gruber, daß sowohl im jesuitischen wie im vatikanischen Lager dafür Sorge getragen wird, nach Maßgabe der noch immer bestehenden Verhältnisse in der Freimaurerei nicht mehr die erst und einzige Gefahr für die Kirche zu erblicken, sondern vielmehr in den die Loge selbst bekämpfenden, wenn auch von ihr ausgegangenen nihilistischen und bolschewistischen sowie allen gleich gerichteten kommunistischen und marxistischen Verbänden den ungleich gefährlicheren Gegner zu bekämpfen. ... (S.61)"

          S. 62: "Der am 27. November 1983 in Kraft getretene nachkonziliare Codex Juris Canonici enthält die ausdrückliche Exkommunikation für Freimaurer nicht mehr. ... (S.62)"

          S. 67: "Als weiterer Feind der römisch-katholischen Kirchen trat während der Regierungszeit Papst Pius XI. der totalitäre Nationalsozialismus seinen unheilvollen Weg in die Geschichte an. Zwar schloß der Vatikan mit der Hitlerregierung, die am 30. Januar 1933 die Macht übernahm, schon im gleichen Jahr das sog. Reichskonkordat ab, das am 20. Juli von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli und Vizekanzler Franz von Papen feierlich unterzeichnet und am 10. September 1933 ratifiziert wurde. ... (S.67)"

          "Im Jahre 1953 kam ein Buch von Großmeister B. Scheichebauer auf den Index der verbotenen Bücher (71) Nachforschen!

          S. 72: "Kaum hatte Johannes XXIII. das II. Vatikanische Konzil angekündigt, erschien im Jahre 1961 das Buch des katholischen Juristen und Freimaurerfreundes Alec Mellor >Nos frerès séparés, les francs-macons<, das in deutscher Übersetzung 1964 unter dem Titel >Unsere getrennten Brüder, die Freimaurer< veröffentlicht wurde. ... (S.72)"

          S. 85: "Die Logenstrategen und ihre eifrigen Helfershelfer in der Kirche betonten schon lange und sie tun es heute mehr denn je, daß man die einzelnen Großlogen und Logen, die auf dem Papier selbständig und unabhängig sind, je nach den verschiedenen regionalen Verhältnissen und ihrer inneren Verfassung, besonders im Hinblick auf ihre Einstellung zur Kirche, differenziert beurteilen müsse. Zuletzt erfand man die Unterscheidung von kirchenfeindlichen und nicht-kirchenfeindlichen Logen. ... (S.85)"

          S. 103: "Von den etwa sieben Millionen Freimaurern, die es heute gibt, leben mehr als drei Viertel in England und Amerika ... (S.103)"

          S. 120: "Übrigens macht H.E. Miers in seinem >Lexikon des Geheimwissens< darauf aufmerksam, daß der Begriff Toleranz in der Freimaurerei nicht näher definiert wird, 'so daß die Deutung von Fall zu Fall unterschiedlich ausfällt', was allerdings den Vorteil hat, 'daß die jeweilige Deutung erst dann zweckdienlich bestimmt werden muß, wenn sie gebraucht wird. Zuweilen wird in der Freimaurerei, wenn abweichende Meinungen geäußert werden, Toleranz gefordert, um die abweichenden Meinungen zu unterdrücken.' ... (S.120)"


          S. 128: "Da letzterer dem Original eher entsprechen dürfte, sei er hier ungekürzt zitiert: 'Lichtenauer Erklärung zu dem Dialog Katholische Kirche und Freimaurerei. In Ehrfurcht vor dem Großen Baumeister des Universums erklären wir: Die Freimaurerei haben keine gemeinsame Gottesvorstellung. Denn die Freimaurerei ist keine Religion und lehrt keine Religion.

          Freimaurerei verlangt dogmenlos eine ethische Lebenshaltung und erzieht dazu durch Symbole und Rituale.

          Die Freimaurer arbeiten brüderlich gebunden in ihren selbständigen Bauhütten (Logen) unter souveränen Großlogen im Glauben an die Bruderkette, die die Erde umspannt.

          Die Freimaurer huldigen dem Grundsatz der Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit und verwerfen jeden Zwang, der diese Freiheit bedroht. Sie achten jedes aufrichtige Bekenntnis und jede ehrliche Überzeugung. Sie verwerfen jegliche Diskriminierung Andersdenkender.

          Die Gesetzt der Großlogen der Welt untersagen den Logen die Einmischung in politische und konfessionelle Streitfragen. ... (S.128)"


          S. 131/132: "Der Begriff >Großer Baumeister des Universums< ist aber ein objektiv inhaltsloser Symbolbegriff, also eine Leerformel. Kann man nun >Ehrfurcht< vor einem objektiven Nichts haben? Auch die Freimaurer verneinen diese Frage und entgegnen, daß der Einzelne unter dem Symbol des >Allmächtigen Baumeisters aller Welten< ... seine persönliche Überzeugung über das Prinzip der Schöpfung oder den Grund des Seins zum Ausdruck bringen kann. Danach sei also der genannte Symbolbegriff für jedes subjektive Verständnis offen, sowohl für irgendeine Gottesvorstellung, als auch für eine atheistische Erklärung des Universums. Doch abgesehen davon, daß das objektive und wahre Prinzip des Seins nicht ein schlechthin beliebiges sein kann, ist die Flucht in die subjektive Deutungsmöglichkeit nur ein Versuch, um ahnungslose und naive Gemüter zu täuschen. Denn nach offizieller freimaurerischer Lehre sind die sog. persönlichen Überzeugungen im religiösen Bereich nicht nur als belanglos, nebensächlich und nichtssagend zu betrachten, sondern sie gelten, darüber hinaus sogar als >Vorurteile<, die zu überwinden sind, und deshalb beim Eintritt in die Loge >vor der Logentür< zurückgelassen werden müssen, wie eine bekannte Formulierung in einer offiziellen freimaurerischen Informationsschrift sagt. ... (S.131,132)


          S. 135: Wenn man in diesem Zusammenhang an die neueren >Erkenntnisse< und Thesen gewisser moderner Wissenschaften, etwa im Raum der protestantischen Theologie denkt, die den dreipersönlichen Gott längst aus der Heiligen Schrift heraus-entmythologisiert und eine absurde atheistische >Gott-ist-tot-Theologie< zusammenphantasiert haben, dann darf man auch in den Logen das Problem des Atheismus getrost als gelöst betrachten. ... (S.135)"


          S. 152: "Die kritische Analyse mußte sich auf die Rituale der drei Johannisgrade beschränken, weil die freimaurerischen Dialogpartner, die Hochgradfreimaurer waren, jeden Einblick in die Hochgradrituale kategorisch abgelehnt haben (S.152)


          S. 165: "Noch im Mai 1980 gab Großmeister Jürgen Holtorf im Namen der Vereinigten Großlogen von Deutschland folgend >Stellungnahme< zur >Unvereinbarkeitserklärung< der katholischen Bischofskonferenz ab:

          'Die katholische Kirche hat sich mit ihrem II. Vatikanischen Konzil — nach eigenem Bekunden — >aufgemacht zum Dialog mit allen Menschen guten Willens<. Diesem Dialog (nicht einer >Prüfung<!) hat sich die deutschsprachige Freimaurerei bereits in den Jahren 1967-1972 bereitwillig gestellt. Dieser erste Dialog endete mit einer gemeinsamen Erklärung (>Lichtenauer Erklärung<), in der den freimaurerfeindlichen Bullen >nur noch geschichtliche Bedeutung< zuerkannt und ausdrücklich hervorgehoben wird, daß sich die Verurteilungen des Kirchenrechts gegenüber der Freimaurerei nicht mehr rechtfertigen lassen, von einer Kirche, die nach Gottes Gebot lehrt, den Bruder zu lieben<. ... (S.165)

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