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Dieter Rüggeberg

Theosophie und Anthroposophie im Licht der Hermetik


Magie

Das Faust-Problem


Wer heute sachgemäß über Magie urteilen will, der muß natürlich auch informiert sein über die ‘Tabula Smaragdina’ des Hermes Trismegistos, das Einweihungsbuch des Tarot. Dieses Buch enthält auf 78 symbolischen Blättern die gesamten Geheimnisse unseres Kosmos, es ist somit das höchste aller Einweihungsbücher. Den Umfang des gesamten Werkes kann nur der ahnen, der weiß, daß die drei Lehrwerke von Bardon nur die ersten drei großen Geheimnisse umfassen. Leider wird dieses heilige Buch von unverständigen Köpfen immer noch für unsinnige Spielereien benutzt. Hermes Trismegistos und die Tabula Smaragdina werden im Werk von Frau Blavatsky verschiedentlich erwähnt:

            „Anderseits kann das Alphabet des Thoth in undeutlichen Spuren in dem modernen Tarot verfolgt werden, das bei nahezu jedem Buchhändler in Paris zu haben ist. Was sein Verständnis und seine Brauchbarkeit anbelangt, so sind die vielen Wahrsagerinnen in Paris, die daraus ihren Lebensunterhalt machen, traurige Beispiele von Mißerfolgen bei den Versuchen, die Symbolik des Tarot zu lesen, geschweige denn richtig auszulegen, ohne vorhergehendes philosophisches Studium der Wissenschaft. Das wirkliche Tarot in seiner vollständigen Symbologie kann nur in den babylonischen Zylindern gefunden werden, die jedermann im Britischen Museum und anderwärts besichtigen und studieren kann. Jedermann kann diese vorsintflutlichen Rhomben oder drehbaren Zylinder sehen, die mit heiligen Zeichen bedeckt sind; aber die Geheimnisse dieser Wahrsage-Räder, oder, wie De Mirville sie nennt, – Rollenden Kugeln der Hekate – müssen noch einige Zeit lang unausgesprochen bleiben“ (Geh. III, S. 108).

            Diese Worte zeigen, daß Blavatsky einige Ahnung hatte von der Tiefe des Tarot. Wir wissen heute, daß allerdings bloße Philosophie die Türen des Tarot nicht aufschließen kann, sondern nur die hermetische Praxis. Die überlieferten Texte des Hermes Trismegistos wurden von ihr oft zitiert und zeigen selbst heute noch eine überraschende Übereinstimmung mit den Lehren von Bardon. Rudolf Steiner wußte lediglich, daß das Tarot existiert, aber von seinem Inhalt hatte er offensichtlich keine Ahnung.

            Der Begriff Magie wurde von Blavatsky großzügig verwendet, deshalb möchte ich hier einige ihrer Aussagen und Zitate festhalten aus ihrer Isis:

            „In den ältesten Dokumenten, die jetzt in unserem Besitze sind – den Veden und den noch älteren Gesetzen Manus – finden wir viele magische Gebräuche, die von den Brahmanen ausgeübt und erlaubt wurden. Tibet, China und Japan lehren gegenwärtig das, was von den ältesten Chaldäern gelehrt wurde. Die Geistlichkeit dieser Länder beweist überdies, was sie lehrt, nämlich: daß die Pflege moralischer und physischer Reinheit, auch gewisser, strenger Übungen, die lebendige Seelenkraft der Selbst-Erleuchtung entwickelt. Wie diese dem Menschen die Kontrolle über den eigenen, unsterblichen Geist gewährt, so gibt sie ihm wirklich magische Kräfte über die Elementargeister, die ihm untergeordnet sind (Isis I, S. 18). Die Magie betrachtete man als eine göttliche Wissenschaft, die zur Teilhaberschaft an den Attributen der Gottheit selbst führte. Sie entschleiert die Vorgänge in der Natur, sagt Philo Judaeus, und führt zur Erkenntnis himmlischer Kräfte (IsisI, S.25). Der Magier hingegen kann Geister nach Belieben herbeirufen und entlassen (Isis I, S. 367). Der Eckstein der Magie ist eine intime praktische Kenntnis des Magnetismus und der Elektrizität, ihrer Eigenschaften, Wechselbeziehungen und Potenzen“ (Isis II, S. 595).

            Hier kommt ein besonders wichtiger Satz von Frau Blavatsky, der ihr gutes Urteilsvermögen beweist: „Nebenbei bemerkt: Es gibt eine Menge guter Gründe, warum das Studium der Magie, ausgenommen ihre umfassende Philosophie, in Europa und Amerika beinahe undurchführbar ist. Magie ist das schwerste aller Dinge, die mühevollste aller Wissenschaften, wenn man sie experimentell erlernen will. Vermutlich nicht mehr als ein Mensch unter einer ganzen Million Europäern ist geeignet – sowohl physisch, moralisch oder psychisch – ein praktischer Magier zu werden und nicht einer von hundert Millionen würde mit jenen drei Eigenschaften begabt sein, die für das Werk erforderlich sind“ (Isis II, S. 644).

            Wie man sieht, hatte Blavatsky nicht besonders viel Vertrauen zu den geistigen Fähigkeiten der Europäer. Vielleicht können wir aus der Veröffentlichung der wahren Magie in Europa schließen, daß sich die Situation inzwischen geändert hat, obwohl nach meiner Erfahrung der Beweis bis heute aussteht.

            In Geh. III, S. 19 u. 67 schreibt sie: „Man kann niemals zu oft wiederholen – die Magie ist so alt als die Menschheit. ... Die Magie ist eine doppelte Kraft: nichts ist leichter, als sie in Zauberei zu verwandeln; ein böser Gedanke genügt dazu. Während daher der theoretische Okkultismus harmlos ist und gut tun kann, ist die praktische Magie, oder die Früchte vom Baume des Lebens und der Erkenntnis, oder anders, die – Wissenschaft von Gut und Böse –, angefüllt mit Gefahren und Verantwortlichkeiten.“

            Das folgende Zitat aus Geh. III, S. 255 beleuchtet sehr schön den Umfang der magischen Wissenschaft: „Magie, sagt Psellus, bildete den letzten Teil der priesterlichen Wissenschaft. Sie erforschte die Natur, Kraft und Eigenschaft von allem, das unter dem Monde; von den Elementen und ihren Teilen, von den Tieren, den verschiedenen Pflanzen und ihren Früchten, von Steinen und Kräutern. Kurz gesagt, sie untersuchte die Wesenheit und Kraft von allem. Daraus brachte sie folglich ihre Wirkungen hervor. Und sie formte Statuen, die Gesundheit verleihen und machte alle verschiedene Figuren und Dinge, die gleichermaßen die Werkzeuge der Krankheit sowie die der Gesundheit werden konnten. Oft läßt man auch himmlisches Feuer durch Magie erscheinen, und dann lachen die Statuen, und die Lampen entzünden sich von selbst. ....

            Die Esoterische Wissenschaft ist vor allem die Erkenntnis unserer Beziehungen zu der Göttlichen Magie, unserer Untrennbarkeit von unseren göttlichen Selbsten. .... Das ist die Wissenschaft der Raja-Yogis – die Magie. .... Nichtsdestoweniger ist der Weg sehr leicht, den Unterschied (zwischen weißer und schwarzer Magie) zu lernen; man hat sich nur daran zu erinnern, daß keine gänzlich enthüllten Esoterischen Wahrheiten jemals in Öffentlichem Druck ausgegeben werden, in Buch oder Zeitschrift“ (Geh. III, S. 465, 473, 491).

            Obwohl die Aussagen von Blavatsky über Magie mehr allgemeiner Natur sind, so lassen sie doch erkennen, daß diese Wissenschaft ihr gegenwärtig war, und nicht als dekadenter Aberglaube der Vergangenheit betrachtet wurde. Das letzte Zitat hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, denn die magischen Geheimnisse wurden der Menschheit bereits 1954 öffentlich in Buchform übergeben. Warum sie gerade jetzt von der Göttlichen Vorsehung freigegeben wurden, darauf werde ich versuchen im Rahmen dieses Kapitels eine Antwort zu geben.


            Man wird vielleicht kaum einen zweiten Menschen finden, der sich so intensiv mit Goethe befaßt hat wie Rudolf Steiner. Natürlich hat er sich auch ausgiebig mit der Gestalt des Goetheschen Faust befaßt. Die nach seinen Faust-Vorträgen (GA 272/273) gedruckten zwei Bände umfassen immerhin 632 Seiten. Bei einer solchen Fülle von Material darf der nach okkultem Wissen Suchende wohl erwarten, über die Probleme des Faust ausreichend informiert zu werden. Wie es damit bestellt ist, soll hier mit Hilfe von Teilen des Faust untersucht werden.

            Faust:

Hab nun, ach! die Philosophei,

Medizin und Juristerei

Und leider auch die Theologie

Durchaus studiert mit heißer Müh.

Da steh ich nun, ich armer Tor,

Und bin so klug als wie zuvor.

Heiße Doktor und Professor gar

Und ziehe schon an die zehen Jahr

Herauf, herab und quer und krumm

Meine Schüler an der Nas' herum

Und seh, daß wir nichts wissen können,

Das will mir schier das Herz verbrennen.

Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,

Doktors, Professors, Schreiber und Pfaffen,

Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,

Fürcht mich weder vor Höll noch Teufel.

Dafür ist mir auch all' Freud entrissen,

Bild mir nicht ein, was Rechts zu wissen,

Bild mir nicht ein, ich könnt was lehren,

Die Menschen zu bessern und zu bekehren;

Auch hab ich weder Gut noch Geld

Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt.

Es möcht kein Hund so länger leben!

Drum hab ich mich der Magie ergeben,

Ob mir durch Geistes Kraft und Mund

Nicht manch Geheimnis werde kund.

Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß

Rede von dem, was ich nicht weiß.

Daß ich erkenne, was die Welt

Im Innersten zusammenhält,

Schau alle Wirkenskraft und Samen

Und tu nicht mehr in Worten kramen.

                                                            (Goethe / Faust I)


Wer könnte diese Stimmung besser schildern. Ein strebender Mensch, der überall an die Grenzen seiner Erkenntnis gestoßen ist, trotz größter Bemühungen. Jetzt greift er nach der Magie, in der Hoffnung auf Überwindung seiner Erkenntnisgrenzen. Doch machen seine Worte auch deutlich, daß er sich nicht nur mit der Theorie befassen will, sondern der Welt des Geistes Auge in Auge gegenübertreten möchte. Die Gestalt des Faust wird selbstverständlich für jeden im Dunkel bleiben müssen, der nicht weiß was Magie ist. Wer nun glaubt, bei Steiner darüber eine ausreichende Darstellung zu finden, der wird sehr enttäuscht.

            Zur Magie sagte er in GA 94, V. v. 29.5.1906: „Die höhere Einweihung besteht in der Kontrolle aller Vorgänge des physischen Leibes, in ihrer vollkommenen Beherrschung, so daß man sie nach Belieben in der Hand hat. In dem Maße, wie der Eingeweihte an diesem Punkt ankommt, besitzt er Atma, wird er ein Magier und erwirbt er Macht über die Natur.“ Und in GA 100, V.v. 18.6.1907: „Gerade weil der physische Leib das unterste Glied ist, braucht es die höchste Kraftanstrengung des Menschen, um diesen Körper in die eigene Gewalt zu bekommen. Mit der Umarbeitung dieses physischen Leibes geht Hand in Hand die Erlangung der Gewalt über Kräfte, die den ganzen Kosmos durchfluten. Und die Herrschaft über diese kosmischen Kräfte ist das, was man als Magie bezeichnet.“

            Die vorstehenden Sätze sind zwar richtig, aber leider die einzigen konkreten, die ich in seinem Werk über Magie gefunden habe. Welches theoretische und praktische Wissen denn nun zur magischen Einweihung führt, darüber hat er seine Schüler in Unwissenheit gelassen. Zu einer vergleichenden wissenschaftlichen Betrachtung der zu seiner Zeit bereits vorhandenen Schriften über Magie, wie sie z. B. bei Blavatsky zu finden ist, hat er sich nie durchgerungen. Dies ist in Anbetracht der Wichtigkeit der Magie eine fürwahr eigenartige Geisteshaltung für einen okkulten Lehrer.

            Bewegen wir uns weiter auf den Wegen des Faust:

Flieh! Auf! hinaus ins weite Land!

Und dies geheimnisvolle Buch

Von Nostradamus’ eigner Hand,

Ist dir das nicht Geleit genug?

Erkennest dann der Sterne Lauf,

Und wenn Natur dich unterweist,

Dann geht die Seelenkraft dir auf,

Wie spricht ein Geist zum andern Geist.

Umsonst, daß trocknes Sinnen hier

Die heil’gen Zeichen dir erklärt;

Ihr schwebt, ihr Geister, neben mir,

Antwortet mir, wenn ihr mich hört!

Er schlägt das Buch auf und erblickt das Zeichen des Makrokosmos (das Hexagramm).

Ha! welche Wonne fließt in diesem Blick

Auf einmal mir durch alle meine Sinnen.

Ich fühle junges heil’ges Lebensglück,

Fühl neue Glut durch Nerv und Adern rinnen.

War es ein Gott, der diese Zeichen schrieb,

Die all das innre Toben stillen,

Das arme Herz mit Freude füllen

Und mit geheimnisvollem Trieb

Die Kräfte der Natur enthüllen?

Bin ich ein Gott? mir wird so licht!

Ich schau in diesen reinen Zügen

die wirkende Natur vor meiner Seele liegen.

Jetzt erst erkenn ich, was der Weise spricht:

„Die Geisterwelt ist nicht verschlossen,

Dein Sinn ist zu, dein Herz ist tot.

Auf, bade, Schüler, unverdrossen

Die ird’sche Brust im Morgenrot.“


            Goethe ist sehr wahrscheinlich nicht vertraut gewesen mit okkulten Übungen, die ja jeder magischen Praxis vorauszugehen haben. Der Faust glaubt die Worte des Weisen zu erkennen, der in verhüllter Form auf die vorbereitenden Übungen hinweist: „Auf, bade, Schüler, unverdrossen die ird’sche Brust im Morgenrot.“

            Da er aber von einer gewissen Gier und Ungeduld getrieben wird, gewinnt sein magisches Streben einen gleichermaßen illusionären und ekstatischen Charakter. Der Fortgang des Dramas zeigt dann auch, daß er in Wirklichkeit nichts von den Worten des Weisen verstanden hat.

            Er beschaut das Zeichen.

Wie alles sich zum Ganzen webt,

Eins in dem andern wirkt und lebt!

Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen

Und sich die goldnen Eimer reichen!

Mit segenduftenden Schwingen

Vom Himmel durch die Erde dringen,

Harmonisch all das All durchklingen!

Welch Schauspiel! aber ach, ein Schauspiel nur!

Wo faß ich dich, unendliche Natur!

Euch Brüste, wo! Ihr Quellen alles Lebens,

An denen Himmel und Erde hängt,

Dahin die welke Brust sich drängt,

Ihr quellt, ihr tränkt, und schmacht ich so vergebens!

            Er schlägt unwillig das Buch um und

            erblickt das Zeichen des Erdgeistes.

Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!

Du Geist der Erde bist mir näher,

Schon fühl ich meine Kräfte höher,

Schon glüh ich wie vom neuen Wein.

Ich fühle Mut, mich in die Welt zu wagen,

All' Erdenweh und all ihr Glück zu tragen,

Mit Stürmen mich herumzuschlagen

Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen.

Es wölkt sich über mir.

Der Mond verbirgt sein Licht!

Die Lampe schwindet!

Es dampft! Es zucken rote Strahlen

Mir um das Haupt. Es weht

Ein Schauer vom Gewölb herab

Und faßt mich an.

Ich fühl's, du schwebst um mich,

Erflehter Geist!

Enthülle Dich!

Ha! wie's in meinem Herzen reißt!

Zu neuen Gefühlen

All meine Sinne sich erwühlen!

Ich fühle ganz mein Herz dir hingegeben!

Du mußt! du mußt! Und kostet' es mein Leben.


Er faßt das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimnisvoll aus. Es zuckt eine rötliche Flamme, der Geist erscheint in der Flamme, in widerlicher Gestalt.

Geist:  Wer ruft mir!

Faust:  Schröckliches Gesicht!

Geist:  Du hast mich mächtig angezogen,

                        An meiner Sphäre lang gesogen,

                        Und nun -

Faust:  Weh! ich ertrag dich nicht.

Geist:  Du flehst eratmend mich zu schauen,

                        Meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehn,

                        Mich neigt dein mächtig Seelenflehn.

                        Da bin ich! Welch erbärmlich Grauen

                        Faßt Übermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf?

                        Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf,

                        Und trug, und hegte, und mit Freudebeben

                        Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben?

                        Wo bist du, Faust, des Stimme mir erklang?

                        Der sich an mich mit allen Kräften drang?

                        Du! der, den kaum mein Hauch umwittert,

                        In allen Lebenstiefen zittert,

                        Ein furchtsam weggekrümmter Wurm.

Faust:  Soll ich dir Flammenbildung weichen!

                        Ich bin's, bin Faust, bin deinesgleichen.

Geist:  In Lebensfluten, im Tatensturm

                        Wall ich auf und ab,

                        Webe hin und her!

                        Geburt und Grab,

                        Ein ew’ges Meer,

                        Ein wechselnd Leben!

                        So schaff ich am sausenden Webstuhl der Zeit

                        Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.

Faust:  Der du die weite Welt umschweifst,

                        Geschäft’ger Geist, wie nah fühl ich mich dir!

Geist:  Du gleichst dem Geist, den du begreifst,

                        Nicht mir!  

                        (Verschwindet)


Der Faust zieht also zunächst ein gewisses Kraftgefühl aus dem Anblick des Hexagramms. Es darf vermutet werden, daß dieses in Verbindung mit einem magischen Kreis dargestellt wurde, vielleicht aber auch nur als Pentakel. Die Abbildung auf S. 26 des Werkes GA 272 zeigt ein magisches Pentakel oder universales Machtsymbol. Die Worte des Faust zeigen jedoch, daß ihm die tiefe Symbolik des Hexagramms verschlossen bleibt, es fehlt einfach die meditative Durchdringung. Nachdem er das Zeichen oder Siegel des Geistes erblickt hat, fühlt er sich erleichtert: „Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein! Du Geist der Erde bist mir näher.“ Zu Unrecht wie sich zeigt. Als der Geist erscheint, passiert das, was eben aus hermetischer Sicht passieren mußte. Der eben noch so übermütige Faust kann den Geist nicht ertragen, die fehlende magische Ausbildung bewirkt einen Zusammenbruch seines Ich-Bewußtseins, das typische Schicksal eines Zauberers.

            Die Gestalt des Faust mit ihrer magischen Problematik wurde von Frau Blavatsky nicht besprochen. Von dem Goethe-Verehrer und okkulten Eingeweihten Steiner aber durfte der Schüler der Esoterik eine ausreichende Information erwarten über Beschwörungsmagie in Verbindung mit der Faust-Dichtung. Leider wurde der Schüler auch hier wieder im Unklaren gelassen. So schrieb er in seiner «Theosophie» auf Seite 156 in Verbindung mit einigen Erläuterungen über die Elementarwesen:

            „Für sinnliche Augen können sie natürlich nie sichtbar werden, weil sie keinen sinnlichen Leib haben. Der Aberglaube liegt nicht darin, daß man solche Wesen als wirklich ansieht, sondern daß man glaubt, sie erscheinen auf sinnliche Art.“

            Diese für die Öffentlichkeit bestimmte Aussage steht im Widerspruch zu dem, was er später vor dem Kreise seiner Mitglieder äußerte in Verbindung mit der Beschwörung des Geistes im Faust: „Er hatte bestimmte, wie man sie nennen kann, Zauberformeln. Er entwickelte also aus bestimmten Substanzen, die er verbrannte, einen Rauch, besprach den Rauch, sprach also bestimmte Worte, die ja auch überliefert waren und die, sagen wir, ähnlich sein konnten den Worten, die der Faust in dem Buch des Nostradamus findet, er sprach diese Worte hinein in den Rauch: Der Rauch nahm ganz bestimmte Formen an. Würde er rein geistig sich der geistigen Welt haben nähern können, so würde er den Rauch nicht gebraucht haben. Aber das konnte er vielleicht nicht. Daher sprach er in den Rauch bestimmte Zauberformeln hinein. Durch solche Zauberformeln, wenn sie in der richtigen Weise gesprochen sind, kann der Rauch gleich bestimmte Formen annehmen, und waren die Formeln die richtigen, so war nicht bloß das erreicht, daß der Rauch bestimmte Formen annahm, sondern diese Formen gestatteten dann auch den geistigen Wesen, die nicht bloß geistig sich ihm nähern konnten, in seine Sphäre hereinzukommen. Der Rauch war gewissermaßen dasjenige, was der Betreffende formte durch seine Formeln; und die Formen, die der Rauch annahm, die machten durch ihre Gestaltung es möglich, daß die betreffenden geistigen Wesenheiten elementarischer Natur einzogen in diese Gestaltungen, in diese Formen des Rauches, und also da waren. Wir sehen, es ist ein Surrogat, ein Festhalten desjenigen, was man rein geistig nicht festhalten kann, durch die physische Materie“ (GA 171, V.v. 28.10.1916).

            Wie hier dargelegt, können also elementarische Wesen doch physisch sichtbar werden. Vielleicht hat Steiner seine Erkenntnisse im Laufe der Jahre erweitern können, dann hätte es sich gut gemacht, wenn er diese Erweiterung auch in seiner «Theosophie» nachgetragen hätte, weil nämlich die Leser sonst in die Irre geführt werden.

            In Verbindung mit der Beschwörung im Faust müssen doch bei jedem an dieser Dichtung ernsthaft Interessierten einige grundlegende Fragen auftauchen. Zum Beispiel: Was ist eine Zauberformel, und wie kommt ihre Wirkung zustande? Welche Bedeutung hat das Zeichen oder Siegel eines geistigen Wesens? Welche Bedeutung hat das Zeichen des Makrokosmos in Verbindung mit einer Beschwörung? Alle diese Fragen wurden von Steiner nicht beantwortet. Seine Schüler wurden somit über eines der größten Probleme der gegenwärtigen und zukünftigen menschlichen Entwicklung im Dunkeln gelassen. Das Faust-Problem, insbesondere die Versuchung des Paktabschlusses, ist nämlich nicht nur eine Angelegenheit der Vergangenheit, sondern auch eine solche der Gegenwart und Zukunft, was Steiner durchaus bewußt war, wie aus einem Satz in GA 71, V.v. 30.9.1916 hervorgeht:

            „Und Goethe vermischt fortwährend dasjenige, was der geschichtliche Faust erlebte, mit dem, was er geformt hatte zum Faust des 18. Jahrhunderts, zum Faust des 19. Jahrhunderts, ja zum Faust noch vieler kommender Jahrhunderte.“

            Da es zu den genannten Fragen bei Bardon ausführliche Darstellungen gibt, möchte ich hier nur kurz darauf hinweisen, daß Zauberformeln von einem wahren Magier überhaupt nicht benutzt werden, sondern nur von Zauberern oder Schwarzmagiern. Der echte Magier muß die Atmosphäre für ein geistiges Wesen vor der Evokation selbst vorbereiten, sonst ist er von vornherein unterlegen, während die Räucherung zweitrangig ist. Selbstverständlich führt der Magier eine Beschwörung nicht deshalb durch, weil er keinen anderen Kontakt herstellen kann, sondern weil Beschwörungsmagie eben eine von mehreren geisteswissenschaftlichen Arbeitsgebieten ist.

            Wie offensichtlich die Leser von Steiner in dieser Beziehung in die Irre geführt werden, zeigt sich besonders gut in seinen Bemerkungen zu Agrippa von Nettesheim in seinem Werk ‘Die Mystik’. Kein aufklärendes Wort findet der Leser darüber, daß bei Agrippa neben vielen anderen Dingen auch Beschwörungsformeln sowie die Namen und Siegel von geistigen Wesen zu finden sind. Es zeigt sich hier dieselbe geistige Haltung gegenüber der Magie, die sich bei der Kirche bereits während der Jahrhunderte währenden Verfolgungen eingebürgert hatte. Verteufelung und Verschweigen gehören mit zu den Hauptwurzeln aller falschen autoritären Urteilsverkündungen bis in die Gegenwart, und der Schüler des Okkultismus wird vielen Einseitigkeiten nur durch die Heranbildung des eigenen Urteilsvermögens entgehen. Der psychologische Hintergrund dieses Verhaltens wird in den Werken von Blavatsky sehr gut beleuchtet.

            In GA 71, V.v. 30.9.1916 führte Steiner zur Magie aus: „Daher sehen wir auch den Goetheschen Faust wieder zurückblicken zur alten Magie, zur alten Art von Weisheit, Mystik, die nicht Chemie im heutigen materialistischen Sinne getrieben hat, die durch die Hantierungen mit der Natur in Zusammenhang kommen wollte mit einer geistigen Welt, aber die Kenntnisse schon nicht mehr hatte, um in der richtigen Art der früheren Zeit mit der geistigen Welt in Zusammenhang zu kommen.“

            Es gibt keine alte und neue Magie! Nach hermetischer Auffassung ist die Magie der Vergangenheit auch die Magie der Gegenwart und Zukunft. Selbstverständlich passen sich die Methoden dem Gang der menschlichen Entwicklung an, aber die Grundgesetze waren, sind und bleiben immer dieselben.

            Betrachten wir ein weiteres Fehlurteil aus GA 93a, V. v. 30.10.1905: „Zeremonielle Magie ist die niedrigste Art der Zauberei und besteht darin, daß man sich gewisse Kunstgriffe aneignet auf dem physischen Plane, um bestimmte Gebilde und Wesenheiten auf dem Astralplan zu schaffen.“

            Solche Urteile sind geeignet, die zeremonielle Magie in ein schlechtes Licht zu setzen, während ihre wirkliche Ursache in der Unwissenheit von Steiner zu suchen ist. Bardon hat in seinem Werk «Die Praxis der magischen Evokation» bewiesen, daß zeremonielle Magie eine der höchsten menschlichen Wissenschaften ist, deren Inhalt durch die zweite Tarotkarte symbolisiert wird. Dem Leser dieses Werkes wird auch klargemacht, daß die Ausübung dieser Magie nichts mit Kunstgriffen zu tun hat, sondern eine harte und umfassende magische Ausbildung erfordert, von der man offenbar in theosophischen und anthroposophischen Kreisen keine Ahnung hat.

            Goethe schildert dann weiter, wie der Faust mit Mephisto in Verbindung kommt, allerdings auf magisch unsachliche Art und Weise. Dem Faust kommt hier die Idee mit dem Pakt, während dieses Angebot normalerweise von den geistigen Wesen gemacht wird, wie Bardon schreibt. Sehr treffend wird von Goethe geschildert, wie Mephisto den Diener mimt, obwohl er sich bewußt ist, daß der Faust ihm geistig in keiner Weise gewachsen ist. Auf der anderen Seite der kurzsichtige und materialistische Faust, dem das wahre Wissen von Wiederverkörperung und Karma fehlt, um das Ausmaß seines zukünftigen Schicksals zu begreifen.

            Mephisto:

Ich bin keiner von den Großen;

Doch willst du, mit mir vereint,

Deine Schritte durchs Leben nehmen,

So will ich mich gern bequemen,

Dein zu sein, auf der Stelle.

Ich bin dein Geselle,

Und mach ich dir's recht,

Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!

            Faust:

Und was soll ich dagegen dir erfüllen?

            Mephisto:

Dazu hast du noch eine lange Frist.

            Faust:

Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist

Und tut nicht leicht um Gottes willen,

Was einem anderen nützlich ist.

Sprich die Bedingung deutlich aus;

Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus.

            Mephisto:

Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,

Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;

Wenn wir uns drüben wiederfinden,

So sollst du mir das Gleiche tun.

            Faust:

Das Drüben kann mich wenig kümmern;

Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern,

Die andre mag darnach entstehn.

Aus dieser Erde quillen meine Freuden,

Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;

Kann ich mich erst von ihnen scheiden,

Dann mag, was will und kann, geschehn.

Davon will ich nichts weiter hören,

Ob man auch künftig haßt und liebt

Und ob es auch in jenen Sphären

Ein Oben oder Unten gibt.


            Die Versuchung eines Paktes oder Vertrages mit Wesen der geistigen Welt ist nicht eine Angelegenheit der Vergangenheit, sondern wird ihre volle Kraft erst in der Zukunft der menschlichen Entwicklung entfalten, ist aber bereits in der Gegenwart von großer Bedeutung. Für den ungeschulten Menschen kann ein sogenannter Gruppenpakt eine verhängnisvolle Entwicklung einleiten. Wie wollen sich die Schüler von Steiner schützen gegen diese Versuchung, wenn ihr Meister zum größten Problem der okkulten Entwicklung in GA 272, V.v. 4.9.1916 lediglich sagt:

            „Also schweigen wir lieber über all diejenigen tieferen Weisheiten, welche man entwickeln müßte, wenn man über Faustens und Mephistos Vertrag sprechen würde. Lassen wir das!“

            Als Schüler der Magie muß ich hier fragen: Wo bleibt da die Verantwortung des Eingeweihten? Bei Bardon gibt es natürlich eine ausreichende Beschreibung zum Faust und der Problematik von Pakten. Der Schüler erfährt, daß es Pakte sowohl mit positiven als auch mit negativen Wesen gibt, wie und warum sie abgeschlossen werden, welche Vor- und Nachteile sie haben. Bei Goethe wird die Sache noch so dargestellt, als ob der Faust dem Mephisto noch entwischen könnte. Dies ist selbstverständlich ein Irrtum, was bereits aus der Gesetzmäßigkeit des Karma hervorgeht. Bei Bardon heißt es dazu in «Evokation», S. 99:

            „Er (der Zauberer, d.V.) wird tatsächlich, wie es legendär heißt, vom Teufel geholt und muß sich in die Sphäre jenes Wesens begeben, mit dem er das Bündnis abgeschlossen hatte, um ihm dort als Untergebener zu dienen. Der Vorsteher, mit dem der Pakt abgeschlossen wurde, benützt solche abgeschiedenen Zauberer meistens dazu, daß er sie in die verschiedenen Bereiche der Erdzone, auf die mentale, astrale oder grobstoffliche Ebene, schickt, wo sie nun für ihren Herrn Dienste zu vollbringen haben, die der negativen Sphäre des Wesens entsprechen.“

            Der oft mangelhaften Information durch Steiner stehen auf der anderen Seite sehr schwerwiegende Aussagen gegenüber, die davon künden, daß kein Mensch an einer magischen Entwikklung vorbeikommen wird, z. B. in GA 104, V.v. 29.6.1908:

            „Es wird sich letzten Endes die Menschheit spalten in Wesen, welche die weiße, und in solche, welche die schwarze Magie treiben. .... Wir sehen sich herauserheben aus der Kraft der weißen Magier die vorbereitenden Gestalten, die hinüberleben sollen als die Gestalten der nächsten Erdenverkörperung, des Jupiters: das neue Jerusalem sehen wir aus der weißen Magie sich erheben.“

            Es ist mir bewußt, daß nicht alle okkulten Geheimnisse zu jeder Zeit veröffentlicht werden dürfen. Im Frabato ist deutlich gemacht, daß sogar Franz Bardon von seinem Auftrag überrascht wurde. Im Hinblick auf den zuletzt zitierten Satz muß der Okkultist erkennen, daß mit dem Erscheinen der Magie von Bardon die Spaltung der Menschheit in weiße und schwarze Magier ihren Anfang genommen hat. Die Veröffentlichung der magischen Geheimnisse deutet aber auch darauf hin, daß der Kampf mit okkulten Mitteln bereits in vollem Gange ist. Sie bedeutet einen Aufruf an die Menschheit, aufzuwachen aus Interesselosigkeit, Feigheit und Bequemlichkeit, und all jene Warnungen ernst zu nehmen, die uns von Rudolf Steiner in reichlichem Maße zugeflossen sind.


            Die mangelhaften Ausführungen Steiners zur Magie und zum Faust sind auch deshalb so unverständlich, weil er zeitgleich mit Adolf Hitler lebte, den man mit Einschränkungen als den Faust des 20. Jahrhunderts bezeichnen kann. Steiner mußte als Eingeweihter wissen, daß Okkultisten nur von Okkultisten erkannt werden können. Dies hatten auch Hitler und seine Logenbrüder erkannt, deshalb schritten sie nach der Machtergreifung gleich zur Ausrottung des Okkultismus in Deutschland. Wie wollen also die Schüler von Steiner erkennen, ob verbrecherische Okkultisten die Staatsgewalt für ihre Zwecke benutzen, wenn sie dermaßen schlecht informiert werden? Hitler hatte zwar selbst keine für einen Pakt notwendige magische Reife, war aber durch einen Gruppenpakt der F.O.G.C.-Loge (Freimaurerischer Orden Goldenes Centurium) mit der geistigen Welt verbunden, worauf ich im «Frabato» bereits hingewiesen habe. Es steht für mich außer Zweifel, daß er nur durch seinen Pakt die 42 Attentate und das Ende des Krieges überlebte und nach Südamerika fliehen konnte. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, daß nach den offiziellen Darstellungen die präsentierten Leichenreste nie ausreichend als diejenigen von Hitler identifiziert worden sind. Wenn aber die Reste nicht identifiziert werden konnten, dann darf durchaus angenommen werden, daß der sogenannte Selbstmörder nicht der wirkliche Hitler gewesen ist. Außerdem gab es nie Veröffentlichungen darüber, wer die Doppelgänger von Hitler gewesen sind.


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            Damit möchte ich das Faust-Problem verlassen, um noch einiges auszuführen über den Zusammenhang von Okkultismus und Politik. Die Nationalsozialisten hatten das linksdrehende Swastika (Hakenkreuz) als Hoheitszeichen gewählt. Obwohl dieses Zeichen bereits vor 1920 von deutschnationalen Kreisen benutzt wurde, hat sich Steiner über seine okkulte Bedeutung nie ausreichend geäußert. Aus okkulter Sicht entspricht das linksdrehende Swastika der absteigenden menschlichen Entwicklung, während die aufsteigende Entwicklung durch das rechtsdrehende Swastika repräsentiert wird, wie es z. B. von der Theosophischen Gesellschaft verwendet wird. In Analogie dazu entspricht das auf zwei Spitzen stehende Pentagramm dem weißen Magier, während das auf einer Spitze stehende den schwarzen Magier symbolisiert.

            Durch Steiner wissen wir, daß der okkulte Kampf um die Weltherrschaft in vollem Gange ist, insbesondere zwischen gewissen anglo-amerikanischen Brüderschaften auf der einen Seite und asiatischen Brüderschaften auf der anderen. Während Hitler auf der einen Seite von angloamerikanischer Seite gefördert wurde, geriet er auf der anderen Seite unter den Einfluß einer Gruppe tibetischer Schwarzmagier, die ihn als Medium für ihre Ziele benutzten. Der 2. Weltkrieg kann deshalb betrachtet werden als äußeres Zeichen für den hinter den Kulissen tobenden Kampf der Okkultisten des Swastika gegen die Okkultisten des Pentagramm, wofür bereits der Kampf um die Person von Blavatsky ein gutes Beispiel bietet. Die Pläne gewisser Logen wurden von Steiner während des 1. Weltkrieges ausreichend offengelegt, womit er dem drohenden Untergang Mitteleuropas entgegenwirken wollte. Leider wurden seine Warnungen bis heute von den verantwortlichen Führern Mitteleuropas nicht beachtet, obwohl der Lauf der Geschichte die Richtigkeit seiner Angaben inzwischen bestätigt hat. Außerdem wurde die Richtigkeit seiner Ausführungen inzwischen von einer Anzahl unabhängiger Bücher, insbesondere aus den USA, untermauert. Man täusche sich nicht über die Ethik der nach Weltherrschaft strebenden Kreise! Die Erziehung der Deutschen zum politischen und weltanschaulichen Analphabetentum spricht eine deutliche Sprache. Die Teilung Mitteleuropas und die damit einhergehende Zementierung des Kriegszustandes machen klar, daß die von Steiner genannten Logen ihre Pläne bei passender Gelegenheit zu Ende führen werden, wobei es ihnen sicherlich auf ein paar Millionen Tote mehr oder weniger nicht ankommen wird. Die Hinweise Steiners und anderer Seher zu gewissen Ereignissen am Ende des 20. Jahrhunderts sollten sehr ernst genommen werden. Zur Ausführung der genannten Pläne wird man natürlich jene atheistischen Materialisten benutzen, die dem Aberglauben verfallen sind, daß der Mensch nach seinem Tode für seine Taten nicht zur Verantwortung gezogen wird. Wenn man aber weiß, daß manche Völker noch heute Karma von Atlantis abzutragen haben, dann muß jedem Okkultisten klar werden, daß sich noch mancher arme Materialist mit Hilfe der modernen Technik für viele Inkarnationen ein höllisches Schicksal zubereiten wird. Wer z. B. Atombomben zu Versuchszwecken auf wehrlose Menschen wirft, der bewegt sich ethisch im untertierischen Bereich. Man lasse sich nicht täuschen durch die religiöse Heuchelei gewisser führender Kreise, von ihnen ist keine Gnade zu erwarten. Aber auch sie werden keine Gnade zu erwarten haben vor den Richtern des Saturn, den Vollstreckern der karmischen Gesetze, der kosmischen Gerechtigkeit!

            Die Ausführungen Steiners zu diesem ernsten Thema wurden verarbeitet und bis zur Gegenwart fortgeführt von Heinz Pfeifer in dem Werk «Brüder des Schattens». Ohne dieses Wissen über die okkulten Hintergründe der Weltpolitik wird niemand über die geschichtlichen Ereignisse dieses Jahrhunderts ein wirklichkeitsgemäßes Urteil gewinnen können, und somit auch keine wirksamen Gegenmaßnahmen ergreifen können gegen die Pläne gewisser Kreise.

            Auch H. P. Blavatsky war hineingestellt in diesen Kampf zwischen den westlichen und östlichen Okkultisten, wie uns von Steiner in GA 254, V.v. 11.10.1915 berichtet wird: „Es kam das zustande, was man im Okkultismus nennt: okkulte Gefangenschaft. H. P. Blavatsky wurde in okkulte Gefangenschaft gesetzt. Diese besteht darin, daß durch gewisse Dinge, die nur gemacht werden können von gewissen Brüdern – und die nur Brüderschaften machen, die sich auf eigentlich nichterlaubte Künste einlassen –, daß also durch gewisse Künste und Machenschaften erzielt wurde, H. P. Blavatsky in gewisser Zeit in einer Welt leben zu lassen, die all ihr okkultes Wissen nach innen warf.“

            Sein Wissen über das Gerangel verschiedener Logen um die arme Frau Blavatsky hatte Steiner ohne Zweifel aus dem Werk von C. G. Harrison «Das Transcendentale Weltenall». Da die Ausführungen darin über die Bemerkungen Steiners noch weit hinausgehen, möchte ich dem Leser einen größeren Einblick gewähren. Es heißt dort auf Seite 31–33:

            „1. Daß die Erscheinungen des Sitzungszimmers nicht von Geistern der Toten, sondern der Lebenden veranlaßt werden; daß der Spiritualismus (Spiritismus, d.V.) der Neuzeit ein vor beiläufig 50 Jahren von einem Bunde okkulter Brüderschaften beschlossener Versuch auf die jetzige Zivilisation ist, ihre Lebensfähigkeit zu prüfen und sich zu vergewissern, ob sie fähig ist, neue Wahrheiten ohne Gefahr zu erhalten.

            2) Daß es unter den Okkultisten eine liberale und eine konservative Partei gibt, und daß die gemeinen Soldaten, wenn ich so sagen darf, streng konservativ sind, obgleich zwei Drittel der Generäle mehr oder weniger dem Liberalismus zuneigen, und daß, Dank dem Übergewicht der konservativen Ansicht, der Spiritualismus im Begriff steht, einen harten Schlag zu erhalten, welcher die Wirkung haben wird, die – Phänomene – im Allgemeinen in schlechten Ruf zu bringen.

            3) Daß die – Konstellationen am Himmel – zur Zeit der Geburt der Frau Blavatsky die Konservativen erschreckten und zu einer Art – Koalitions-Ministerium – geführt haben, welches im Jahre 1841 einem liberalen Ministerium Platz machte.

            4) Daß, als ein Bruder der ‘Linken’ diese Tatsachen der Frau Blavatsky vor ungefähr 20 Jahren (1873) in Ägypten verriet, sie unverzüglich nach Europa zurückgekehrt ist und gewisse Bestimmungen als Bedingung für die Aufnahme in eine okkulte Brüderschaft in Paris vorschrieb, welche mit Entrüstung zurückgewiesen wurden; daß sie nachher in Amerika aufgenommen, sehr bald darauf aber ausgestoßen wurde.

            5) Daß infolge einer Drohung der Frau Blavatsky, sie wolle der amerikanischen Brüderschaft bald den Handel legen, eine Beratschlagung amerikanischer und europäischer Okkultisten in Wien stattfand und eine eigene Handlungsweise beschlossen wurde.

            6) Daß Frau Blavatsky, während sie sich einbildete, in Tibet zu sein, in Wirklichkeit in Khatmandhu in dem den Okkultisten als – in Gefangenschaft – bekannten Zustande war.

            7) Daß gewisse indische Okkultisten, welche aus patriotischen Gründen mit ihr gegen die amerikanische Brüderschaft hielten und deren Anstrengung es beinahe gelungen war, sie aus der Gefangenschaft zu befreien, einem Vergleiche zustimmten, nach welchem sie unter der Bedingung freigelassen werden sollte, daß sich dieselben in Nichts von dem, was bereits geschehen, einmischen sollten. (Herr ... war scharf in Beurteilung dieser indischen Okkultisten, welche die Interessen ihres Landes über jene der Menschheit setzten.)

            8) Daß Koot-Hoomi eine wirkliche Person, aber weder ein Tibetaner, noch ein – Mahatma – ist. «Er ist», sagt Herr ...,«ein verräterischer Schurke im Solde der russischen Regierung, welchem es eine Zeitlang gelang, Frau Blavatsky zu täuschen, dessen wahren Charakter und Persönlichkeit sie aber endlich entdeckte.» Ihr Kummer, so lange blind gewesen zu sein, zog ihr eine schwere Krankheit zu. Da jedoch die – Mahatmas – der Grundstein der Theosophischen Gesellschaft waren, ist sie gezwungen gewesen, die Täuschung aufrecht zu erhalten; sie ging jedoch darauf aus, Koot-Hoomi allmählich als den Urheber von Phänomenen verschwinden zu lassen, und setzt an seine Stelle einen mythischen Mahatma M. (Morya), welcher niemals in seinem ‘Astralkörper’ erschien.

            9) Daß der – Kiddle-Vorfall – ihr zuerst die Augen über den Streich öffnete, der ihr gespielt worden war. (Ein von Koot-Hoomi angeblich geschriebener Brief enthielt – Lehren –, die, wie sich nachher herausstellte, einem Vortrage des Mr. Kiddle entnommen waren, den er 1880 vor amerikanischen Spiritualisten bei Lake Pleasant gehalten. D. Übersetzer.)

            10) Daß Koot-Hoomi sich später in Adyar mit den Coulomb's einließ, wie man unterstellt, aus Rache über die Abwehr seiner Ränke. (Herr und Frau Coulomb waren Bibliothekar und Haushälterin im Hauptquartier der Theosophischen Gesellschaft in Adyar-Indien). Durch eine im Mai 1884 angestellte Untersuchung seitens mehrerer Mitglieder wurden Falltüren und Apparate entdeckt, welche Herr Coulomb zu dem Zwecke gemacht hatte, die Phänomene als Schwindel hinzustellen. Der Übersetzer.)

            11) Daß, so unglaublich es auch scheinen mag, sie sich neuerdings, nach ihrer Rückkehr nach England täuschen ließ, diesmal von einem abtrünnigen Juden, der von einer Brüderschaft des Kontinents wegen Ausübung böser Künste ausgestoßen worden war. Es wurde beschlossen, sie nicht vor diesem Individuum zu warnen, weil er sie am Leben erhielt. In ihrem elenden Gesundheitszustande wäre der Entzug seines stimulierenden Einflusses verhängnisvoll gewesen. Der Mann wartete, bis sie den zweiten Band ihrer Geheimlehren vollendet hatte und überließ sie dann ihrem Schicksal. Sie unterlag dem nächsten Anfalle und starb im Jahre 1891 ohne Argwohn (soweit bekannt), bis zum Ende heiter, dessen unbewußt, daß sie ihr ganzes Leben lang ein Werkzeug in den Händen hinterlistiger Personen gewesen, von denen wenige intellektuell auf ihrer Höhe standen, und welche schändlichen Mißbrauch von ihrer außerordentlichen geistigen Tätigkeit und ihren, einzig in ihrer Art dastehenden, Gaben machten.“

            Harrison war seinen eigenen Worten nach kein praktizierender Okkultist, stand aber offensichtlich mit Wissenden in engem Kontakt. Die obigen Ausführungen belegen einmal mehr, wie unendlich wichtig es ist, daß der Okkultist zu einem eigenen Urteilsvermögen gelangt über geistige Gesetze und Methoden, damit er nicht von jedem Pseudo-Guru und Okkultgauner in die Irre geführt wird. Es darf auf diesem Gebiet keinen blinden Autoritätsglauben geben, sonst wird es früher oder später mit der Freiheit vorbei sein! Die obigen Ausführungen sollen auch bewirken, dem Leser der theosophischen Werke zur Nachsicht zu verhelfen gegenüber dem manchmal chaotischen Schreibstil von Frau Blavatsky. Ohne magische Ausbildung hatte sie kaum eine echte Chance zur Gegenwehr.

            Die oben beschriebenen Machenschaften gegen Frau Blavatsky können bereits als ein Akt schwarzer Magie bezeichnet werden, und sind durchaus nicht die einzigen Taten gewisser Logen, wie wir inzwischen aus dem «Frabato» wissen. Wie sich nun ein Okkultist wehren kann gegen solche okkulten Attacken, darüber hat Steiner seine Schüler nicht belehrt, obwohl ihm das Schicksal von H. P. Blavatsky doch gut bekannt war. Bei Bardon dagegen braucht man nur die Kapitel über die Schaffung von Elementalen, Elementaren und Volten zu studieren, um informiert zu sein über die Bildung einer okkulten Gefangenschaft, und auch darüber, wie man sich dagegen wehrt. Dieses Wissen ist für den fortschreitenden Okkultisten von einiger Wichtigkeit, wie die Ausführungen zum Schicksal von Frau Blavatsky zeigen.

            Der Okkultist wird sich keine Illusionen machen über die Realitäten der menschlichen Entwicklung. Die kriegerischen Auseinandersetzungen dieses 20. Jahrhunderts mit den sich mehrenden Bürgerkriegen und dem Auftauchen des sogenannten Terrorismus sind bereits der Beginn jener Ereignisse, durch die diese Entwicklungsperiode ihren Untergang finden wird. Steiner hat sich dazu mehrfach deutlich geäußert: „Der Untergang unserer gegenwärtigen Wurzelrasse wird herbeigeführt werden durch den Mangel an Moralität. Die lemurische Rasse ist durch Feuer zugrunde gegangen, die atlantische durch Wasser; unsere wird zugrunde gehen durch den Krieg aller gegen alle, das Böse, durch den Kampf der Menschen untereinander“ (GA 93, V.v. 23.12.1904).

            Dieser große Untergang wird zwar erst in ein paar tausend Jahren erfolgen, aber auch die Vorstufen davon werden die Darstellungen jedes Horrorfilms weit in den Schatten stellen. Für den Okkultisten gilt als sicher, daß kein Gott oder Christus durch magische Macht den Lauf der Geschichte verändern wird. Friede und Freiheit fließen ebenso aus den Willensimpulsen des menschlichen Ich wie Krieg und Sklaverei. Wenn die Menschen sich aus Desinteresse und Bequemlichkeit den Anforderungen einer Zeit nicht gewachsen zeigen, dann wird dadurch die Zielsetzung der Weltentwicklung nicht grundsätzlich aufgehalten, sondern sie wird mit der zermalmenden Gewalt des Weltenkarmas über die Menschen hinwegschreiten. Der Krieg gilt dem Okkultisten als der Wecker der Weltgeschichte. Wohl denen, die dadurch wach werden! Bereits heute läßt sich leicht beobachten, daß den Menschen ihre Passivität gegenüber Gut und Böse in immer stärkerem Maße zur tödlichen Bedrohung wird. Durch die Entwicklung der Technik ist es unvermeidbar, daß immer mehr Menschen sich dieser Technik zu negativen Zielen bedienen. In den Demokratien kann die Wahl von verbrecherischen Politikern die Wähler zu Mördern machen, und es sollte sie nicht wundern, wenn sie dann vielleicht selbst die Opfer ihrer eigenen falschen Wahl werden. Mit Unwissenheit kann eine falsche Wahl nach dem 2. Weltkrieg dieses Jahrhunderts hier in Europa nicht mehr entschuldigt werden, denn aufklärende Bücher gibt es genug. Die magischen Werke von Bardon können all jenen als Richtschnur dienen, die erkannt haben, daß die gegenwärtige Phase der menschlichen Entwicklung die Ausbildung neuer menschlicher Fähigkeiten und Kräfte unumgänglich macht.


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