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Franz Bardon
Der Weg zum wahren Adepten
S. 359:
Brahma und Shakti
Der Kenner anderer Einweihungssysteme wird eine gewisse Parallele mit meinem System finden, da ja alle Wege in der Wahrheit gleich sein müssen. Als Beispiel erwähne ich hier das indische, die Schlangenkraft betreffende Yoga-System, das mit den von mir über die ägyptischen Mysterien angegebenen Systemen übereinstimmt. Beim Kundalini-Yoga wird der Schüler vom Guru dazu angehalten, über das Muladhara-Zentrum, das sich im Steißbein befindet, zu meditieren und daselbst Pranajama-Übungen zu machen. Wenn wir uns die Symbolik des Muladhara-Zentrums näher ansehen, kommen wir darauf, daß dieses Zentrum die Form eines Viereckes in gelber Farbe hat, in dem sich ein rotes Dreieck befindet, dessen Mitte der Phallus C männliches Glied C dreieinhalbmal von der Schlange umwunden, einnimmt. Das Muladhara-Zentrum ist das erste, primitivste und grobstofflichste Zentrum, das dadurch versinnbildlicht wird, daß eine Ecke ein Elefant mit der betreffenden Göttin ausfüllt.
Diese symbolische Ausdrucksweise, in Indien Laya-Yoga genannt, ist so eindeutig wiedergegeben und bedeutet den Einweihungsschlüssel für die erste Stufe im Yoga. Dieses Zeichen wird verschiedentlich ausgelegt, aber die richtigste Erklärung ist die, daß das Viereck die Erde, das Dreieck die drei Spitzen oder Reiche C die grobstoffliche, astrale und mentale Welt C, der Phallus die Zeugungskraft C Imagination C und die Schlange den Weg und das Wissen vorstellen. Daß das Erdprinzip aus vier Elementen besteht, ist dem Schüler schon bekannt und bedarf daher keiner weiteren Kommentare. Der Schüler des Yoga muß vor allem die drei Welten, die grobmaterielle, astral-seelische und mental-geistige, kennenlernen und beherrschen.
Das Muladhara-Chakra ist demnach also nichts anderes als ein Einweihungsdiagramm und entspricht der ersten Tarotkarte. Auf eine solch klare Definition wird in Indien niemals direkt hingewiesen, und es bleibt dem Schüler überlassen, selbst darauf zu kommen, wenn er das Muladhara-Zentrum beherrscht, d. h. die dem Muladhara-Diagramm entsprechende Entwicklung auf seinem geistigen Wege erreicht hat. Das Muladhara-Zentrum wird nicht umsonst das Brahma-Zentrum genannt, denn in diesem Entwicklungsstadium erkennt der Yoga-Schüler Brahma, also die Gottheit, in ihrer stabilsten Manifestation. Brahma ist das Ewige, Unerforschbare, Universale, Undefinierbare, das Stete und Ruhige, also der positive Teil. Brahma schafft nicht selbst aus sich heraus, sondern alles Erschaffene wird durch seine Shakti, das weibliche Prinzip, bewerkstelligt. Shakti stellt also im Muladhara-Zentrum die den Phallus umwindende Schlange dar, die sich der Schöpfungskraft des versinnbildlichten Phallus, also der Imagination, bedient.
Über dieses Zentrum wäre noch so manches zu sagen, aber dem entwickelten Magier wird diese Andeutung genügen, um zu erkennen, daß es eine gemeinsame Parallele zwischen Religions- und Einweihungssystemen gibt. Imagination ist somit die Shakti- oder die Kundalinikraft, die der Magier systematisch entwickeln muß. Bei einem Rückblick auf unser ganzes zehnstufiges Entwicklungssystem kommt der Magier darauf, daß gerade diese Schöpfungskraft, diese Phalluskraft, also die Imagination und deren Ausbildung, die größte Rolle in der Entwicklung spielen.
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